Reaktivierung der Schienenstrecke Malente-Lütjenburg

(Teil 2: SPNV und Regio-S-Bahn)

Seit September 2020 besteht der Verein Schienenverkehr Malente-Lütjenburg e.V. Er setzt sich für die Reaktivierung dieser für die Region wichtigen Bahnstrecke ein. Nachdem im letzten Newsletter über die Zwischennutzung für das Forschungsprojekt REAKT berichtet wurde, geht es heute um die langfristige Perspektive der Bahnstrecke im SPNV.

Nutzung der Standzeit der neuen RegionalBahn-Linie Lübeck-Malente

Einen ersten Teilerfolg konnte der Verein mit der Aufnahme des ersten Teilstücks der Bahnstrecke Malente-Lütjenburg in den Landesnahverkehrsplan 2022-2027 (LNVP) erzielen. Im Rahmen der Beschleunigung der Strecke Kiel-Lübeck wird auch ein Vorortzug von Lübeck bis Malente geplant. Aus fahrplantechnischen Gründen wird dieser Zug jede Stunde eine längere Standzeit im Bahnhof Malente haben, bis er über die eingleisige Strecke zurück nach Lübeck fahren kann. Diese Standzeit soll nicht als „Totzeit“ verfallen, sondern kann ausgenutzt werden, um Malente mit zwei weiteren innerörtlichen Halten zu erschließen und zudem die Landesfinanzschule, die Gustav-Heinemann-Bildungsstätte sowie die Ortschaft Krummsee direkt an die Schiene anzubinden. Dies ist insbesondere daher spannend, weil die Landesfinanzschule für 16,3 Mio. EUR ausgebaut werden soll.

Nach über 40 Jahren wieder eine Perspektive im SPNV!

So heißt es im neuen Landesnahverkehrsplan 2022-2027: „Lübeck – Malente mit stündlicher S-Bahn zusätzlich zum halbstündlichen RegionalExpress Kiel–Lübeck. Hier sind neue Stationen in Malente Ost, Eutin Carl-Maria-von-Weber-Straße, Bockholt und Techau vorgesehen. In Malente kann die innerörtliche Erschließung durch eine Verlängerung der in Malente endenden Regionalbahnen bis in den Bereich der Innenstadt mit zwei neuen Haltepunkten Malente Markt und Malente Nord verbessert werden.“ Nach über 40 Jahren hat ein erster Teil der Bahnstrecke Malente-Lütjenburg also nachweislich wieder eine konkrete Nutzungsperspektive im Schienenpersonennahverkehr (SPNV).

Bestmögliche Erschließungswirkung der eingesetzten Ressourcen

Die ersten zwei bis vier Kilometer der Bahnstrecke Malente-Lütjenburg würden durch diese Maßnahme reaktiviert werden. Wirtschaftlich ist dies insbesondere daher sinnvoll, da ein solcher Triebwagen stündlich ohnehin bereits in Malente vor Ort sein wird. Es fallen also gar keine Kosten für notwendige zusätzliche Triebwagen oder notwendiges zusätzliches Personal an, sondern es geht um die bestmögliche Ausnutzung ohnehin bereits eingesetzter Ressourcen.

Forschungsprojekt REAKT als Zwischennutzung bis zur Reaktivierung

Der Zeithorizont der Realisierung „nach 2030“ führt zudem nun zu der Situation, dass die Bahnstrecke Malente-Lütjenburg nachweislich zukünftig für den SPNV wieder benötigt werden wird - bis dahin jedoch zunächst noch ohne Nutzung im SPNV bleiben würde. Genau dieses Zeitfenster kann und will der Verein somit jetzt optimal für das Forschungsprojekt REAKT mit der Entwicklung einer hochinnovativen SolarTram als neue Lösung im Schienenverkehr gemeinsam mit Hochschulen und Unternehmen nutzen. Über das Projekt wurde im letzten Newsletter des Unternehmensverbandes bereits berichtet.

Sollte sich die SolarTram bewähren, wäre es dann langfristig auch denkbar, dass die Strecke bis Malente Nord oder zur Landesfinanzschule von der RB-Zügen und auf der weiteren Strecke bis Lütjenburg auch im Alltagsverkehr von einer SolarTram befahren werden könnte und so den Lückenschluss zur Ostseeküste herstellen würde. So könnte dann aus dem Forschungsfahrzeug im Testbetrieb bestenfalls ein nahtloser Übergang in den Alltagsverkehr erfolgen.

Auch Reaktivierung bis Lütjenburg denkbar

Auf dem zu reaktivierenden innerörtlichen Teilstück der Bahnstrecke in Malente liegen bereits fünf der sieben technisch zu sichernden Bahnübergängen der gesamten Strecke Malente-Lütjenburg. Die wesentlichen Kosten der Reaktivierung der Gesamtstrecke wären daher mit dieser Maßnahme bereits gelöst. Auch eine Weiterfahrt der Triebwagen nach Lütjenburg kommt daher (zumindest saisonal) in Betracht und soll geprüft werden.

Bestandteil der Regio-S-Bahn Lübeck

Die Stadt Lübeck unterstützt die Bemühungen, denn die Linie soll sogar Bestandteil der geplanten neuen Regio-S-Bahn Lübeck werden. Auch die Stadt Eutin und die beiden Landkreise Plön und Ostholstein haben sich hierzu entsprechend positiv positioniert. Für die Gemeinde Malente würde sich mit der Einrichtung von Bahnhaltestellen in Malente Markt, Malente Nord und an der Landesfinanzschule eine nie dagewesene Erschließungsqualität im ÖPNV ergeben – mit direkter Verknüpfung nach Eutin, Kiel, Lübeck und Malente. Auch das Gewerbegebiet in Malente an der Lütjenburger Straße würde direkt an die Schiene angebunden werden. Zudem wäre es möglich, saisonal oder ganzjährig von Lübeck auch direkte Züge bis Lütjenburg an die Ostseeküste der Hohwachter Bucht durchzubinden. Die gesamte Region würde also massiv profitieren.

Weiterer Austausch

Mit einem wöchentlichen Newsletter hält der Verein seine Mitglieder und alle weiteren Interessierten auf dem Laufenden über die Projekte und Entwicklungen. Wer diesen Newsletter erhalten möchte und wer es den schon über 85 privaten Mitgliedern, der Stadt Lütjenburg und der Gemeinde Malente gleichtun und die Reaktivierungsbemühungen der Bahnstrecke Malente-Lütjenburg unterstützen möchte, kann dies mit einer Vereinsmitgliedschaft deutlich machen. Details und Beitrittsformulare finden Sie unter https://www.schiene-m-l.de. Der Newsletter kann auch unter newsletter@schiene-m-l.de beantragt werden.

Ferner würden wir uns seitens des Vereins darüber freuen, Ihnen die Projekte auch persönlich vorzustellen und hierbei auch Rede und Antwort zu stehen. Viele der Inhalte sind teils komplex und bauen aufeinander auf, daher ist Einiges auch erklärungsbedürftig. Wir freuen uns daher auf den weiteren Austausch und stehen auch bilateral jederzeit bei Fragen und zur Rücksprache gern zur Verfügung. Hierbei könnten beispielsweise auch Kooperationspotenziale vertieft werden, denn es ist uns ein Anliegen, dass auch die regionale Wirtschaft von den Forschungsprojekten, entstehenden Netzwerken und dem Wissenstransfer bestmöglich profitiert. Kontaktieren Sie uns gern jederzeit info@schiene-m-l.de.

(Prof. Dr. Heiner Monheim, Sven Ratjens für Schienenverkehr Malente-Lütjenburg e.V.)

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