Corona-Impressionen – Mitglieder haben berichtet:

In unterschiedlichen Formaten haben wir Einschätzungen zur aktuellen Lage erhalten, die hier in zusammengefasster Form wiedergegeben werden:

Das Thema „Personal“ nimmt breiten Raum ein: Im Bereich der Gastronomie/Hotellerie sind zahlreiche sog. „450,- Euro-Kräfte“ abgewandert und mehrheitlich nicht zurückzugewinnen. Unter Corona-Bedingungen war diese Personengruppe nicht abgesichert, gleichzeitig jedoch auf Einnahmen angewiesen. Die nunmehr eingegangenen Beschäftigungsverhältnisse beinhalten zumeist feste Zeiten und keine Wochenendarbeit. Entstandene Lücken sind oftmals nur organisatorisch zu schließen – veränderte Öffnungszeiten oder gar Betriebsschließungen sind die Folge.

In diesem Zusammenhang steht auch das Thema „Fachkräftenachwuchs“. Die Situationsbeschreibung beinhaltet Hinweise auf Versäumnisse im Ausbildungssystem ebenso wie die angespannte Lage bei der Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitern (m/w), die bereits aktuell auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind. Dabei stehen Einkommen und Lebensqualität durchaus auf einer Stufe. Abiturienten/Abiturientinnen nutzen ihre Lehre nicht selten als Sprungbrett in eine anschließende Hochschulausbildung. Im Bereich des Bankenwesens wird darauf reagiert, indem beispielsweise interne und vergleichbare Ausbildungsgänge angeboten werden. Grundsätzlich gilt: die Erwartungshaltung von Abiturienten (m/w) beinhaltet ganz überwiegend einen Studiengang. Selbst die, die nur mit Mühe die Hochschulreife erlangt haben, streben diesen Weg an. Nicht selten ist (wiederholtes) Scheitern vorprogrammiert. Die Erfahrung lehrt, dass dieser Personenkreis in einem Beruf mit praktischen Anteilen von Beginn an bedeutend erfolgreicher sein könnte. Über die gesellschaftliche Wertschätzung von „Meister und Master“ kann hier langfristig ein Wandel eintreten. Um Fachkräfte vom IT-Experten bis zum Koch herrscht bisweilen ein harter Wettbewerb! Lockangebote führen nicht selten dazu, dass die bisherigen Arbeitgeber von einem Tag auf den anderen mit Lücken leben müssen, die allenfalls mittelfristig zu schließen sind.

Im Bankengeschäft wird aktuell nicht mit Corona-bedingten Ausfällen gerechnet. Die Region steht grundsätzlich gut da. Die Sommermonate haben bei Camping/Hotellerie/Gastronomie für teilweise extrem hohe Umsätze gesorgt. Anders sieht es dort aus, wo das Geschäftsmodell maßgeblich auf Familienfeiern setzt. Bei Beziehern von Finanzhilfen liegen jetzt die Forderungen nach Rückzahlung vor. Hierfür fehlen oftmals die Mittel ebenso wie die erforderliche Einsicht.

Die Auftragslage im Handwerk ist unverändert hoch und mit den vorhandenen Kräften nur mit Mühe zu bewerkstelligen. Ein Ende der aktuellen Preisspirale ist kaum in Sicht. In der Folge werden Kostenvoranschläge bei Bauvorhaben durch Kostenschätzungen ersetzt (die nicht selten aktualisiert werden müssen). Wachstum hängt hier wie in anderen Bereichen von der Verfügbarkeit des notwendigen Personals ab! Bäcker, Fleischer und Frisöre gelten unverändert als „Mangelware“. Ausgebildete 450-Euro-Kräfte aus dem Bereich Catering und einer entsprechenden Ausbildung haben sich oftmals andere Einkommensquellen gesucht und stehen früheren Arbeitgebern mit ihrem Fachwissen nicht mehr zur Verfügung.

Erfolge der Tourismusbranche schlagen indirekt auch auf die Abfallbranche durch. Das betrifft den Umfang der Belegschaft ebenso wie anfallende Mengen z.B. an Recyclingstoffen. Hier ist die Nachfrage groß, hohe Rohstoffpreise sorgen für angemessene Erträge.

Breiten Raum nimmt das Thema „Impfquote“ ein, hier zwei Stimmen: „In meinem Unternehmen sind 25% der MitarbeiterInnen nicht geimpft. Wir können die daraus resultierenden Einschränkungen gegenwärtig noch mit Urlaub und Abbau von Überstunden abfedern.“ Menschen mit Migrationshintergrund stehen Impfungen nicht selten sehr viel kritischer gegenüber als ihre deutschen Kollegen (m/w). Die daraus resultierende erhöhte Testnotwendigkeit ist hinsichtlich der Kostenübernahme nicht immer befriedigend geregelt.

Jenseits der Herausforderungen des Tagesgeschäfts ist z.B. die mangelnde Verfügbarkeit von Gewerbeflächen ein wichtiges Thema. Durch das geringe Angebot wird nicht nur das Wachstum vorhandener Unternehmern behindert, auch GründerInnen tun sich schwer – von „zugezogenen Betrieben“ ganz zu schweigen. Größere (Bau-)Projekte scheitern nicht selten an Bürgerentscheiden. Sie gehen zurück auf das Bestreben, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Es ist allerdings fraglich, ob die aktuellen Maßstäbe für die Durchsetzung von Entscheiden noch angemessen sind. Dort, wo zukunftsweisende Investitionen durch eine Minderheit verhindert werden, macht das Wort von der „Diktatur der Minderheit“ schnell die Runde.

Mit ihren Ausgaben in die Verkehrsinfrastruktur (2020 fast € 120.000.000) baut die Landesregierung den vorhandenen Investitionsstau ab. Gleichzeitig entstehen durch Umleitungen und Staus unzumutbare Belastungen für Bürger, Touristen und Gewerbe. Spediteure können entstehende Kosten nur bedingt weitergeben. Eine zentrale Baustellenkoordination könnte hier für Abhilfe sorgen.

Foto: UV, Sts Dr. T. Rohlfs im Austausch mit Mitgliedern unseres Verbandes am 06.12.2021 unter Zoom-Bedingungen.

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