Wer einmal den Menschen in sich begriffen hat…

…der begreift alle Menschen. Vielleicht hilft diese Feststellung von Stefan Zweig, die gegenwärtigen Anstrengungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung mit Wohlwollen zu begleiten. Wir, der Souverän, haben gewählt, jetzt sind andere am Zug. Dabei geht es letztlich um Macht und die Frage, wer wieviel zu sagen haben wird. Nichts anderes geschieht nach den Wahlen auf Orts- und Kreisebene. Ausdauer ist gefragt bei denen, die verhandeln, und uns, den Wählerinnen und Wählern im Zuschauermodus. Besserwisserei oder Häme – Fehlanzeige!

In den nächsten Jahren stehen in unserem Land entscheidende Weichenstellungen an: wie produzieren wir bezahlbare Energie – und zwar berechenbar für Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen? Unser Rentensystem bedarf der Nachjustierung, um die drohende Unwucht zwischen Einzahlern und Empfängern noch rechtzeitig zu beheben. Der Arbeitsmarkt scheint leergefegt, wenn es um Fachkräfte in Handwerk und produzierendem Gewerbe geht. Dagegen steigt die Zahl der Studienanfänger kontinuierlich – und kein Ende in Sicht. Nicht wenige Menschen haben sich in der bescheidenen „Hartz IV – Nische“ eingerichtet und finden sich mit dem Verbleib im Status Quo ab. Und anderen wird unter Hinweis auf ihren Migrantenstatus Arbeit versagt. Die zeitlich befristete Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften – beispielsweise für die Gastronomie – gleicht noch immer einem kräftezehrenden Hürdenlauf mit ungewissem Ausgang. Stellt sich doch die Frage, wie lange wir uns diesen Luxus noch leisten können bzw. ab wann denn Problemlösungen greifen sollen.

Wenn es um Zukunftsfragen geht, sind Kinder und Heranwachsende besonders hohen Einsatz wert. Fälschlicherweise wird in diesem Zusammenhang oftmals von „Chancengleichheit“ gesprochen. Die zu erreichen, erscheint utopisch. Vielmehr geht es um „Chancengerechtigkeit“ – jede(r) nach seinen/ihren Talenten, niemand soll verlorengehen – als Richtschnur eigenen Handelns!

Gerade haben wir den 31. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung begangen. Hinter uns liegt eine Aufbauleistung, die ihresgleichen sucht. Und das gesellschaftliche Potential wirkt auch heute immer wieder dann faszinierend, wenn unvorhergesehene Herausforderungen bei anfänglicher Betrachtung kaum zu schultern scheinen: … Flüchtlingskrise, Flutkatastrophe…

Was uns auszeichnet, ist ein belastbarer gesellschaftlicher Zusammenhalt. Den gilt es zu bewahren und wo immer möglich auszubauen: Wertschätzung jedweder Arbeit, ausreichende Entlohnung und die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums auch in Urlaubs- und Ballungsgebieten. Dazu eine angemessene Zukunftsvorsorge, mit der wir gegenüber nachfolgenden Generationen in den Geschichtsbüchern bestehen können. Sozialleistungen sind zu erwirtschaften bevor sie ausgegeben werden. Kein Haushaltsvorstand würde mit der Familienkasse anders umgehen, alles andere bedeutete „Leben auf Pump“!

Bleiben wir gespannt und erhalten uns den optimistischen Blick in die Zukunft. Die Grundlage dafür ist so bunt wie unser Land: ob aus festem Glauben heraus oder vielleicht eher dem Hier und Jetzt zugewandt mit den Worten Hermann Hesses: „… Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben… Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“

In diesem Sinn grüße ich Sie herzlich

Hannes Wendroth

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